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Über DIE Ausstellung

BESTIMMTE MÖGLICHKEITEN ERÖFFNEN

Kunst verfügt über die Möglichkeit und die Freiheit, Themen aufzugreifen und diese assoziativ und nicht streng wissenschaftlich zu behandeln.

Veronika Dirnhofers großformatige Werke sind intime Denkräume, in denen sie diese Freiheit zulässt und verschiedene Assoziationen durchspielt und weiter knüpft. Sie kreiert Landschaften, die zwischen Abstraktion und Figuration changieren und als fiktive Orte den Schauplatz und das Grundgerüst für ihre Reflexionen darstellen. In Malerei oder Zeichnung werden unterschiedliche Elemente als Gefühle, Gedanken und Überlegungen in den Bildträger eingeschrieben. Einzelne Komponenten aus Tafellack, Ölfarbe oder Tusche verbinden sich zu einem Konglomerat.

Die Arbeiten setzen sich oftmals aus unterschiedlichen Schichten zusammen. Verschiedenartige Papierqualitäten - Zeichenpapier, Transparentpapier, Millimeterpapier - überlappen und überlagern sich collageartig und generieren neue Bild- und Bedeutungsebenen.

Ebenso bezieht Veronika Dirnhofer Fotografien, Abbildungen und Textpassagen aus Magazinen, bekannte Zitate sowie eigene Notizen in ihre Arbeiten ein. Die gesammelten Fundstücke werden eingescannt, in eine ungenauere und undeutlichere Kopie des Originals transformiert und somit verfremdet. Durch den raschen Prozess des Scannens wird das Material - wie ein flüchtiger Gedanke oder Geistesblitz - in das Repertoire der Künstlerin aufgenommen, der eigenen Gedankenwelt angeeignet und in einen anderen Kontext eingebettet. Fremdes und Persönliches werden zueinander in Beziehung gesetzt.

Veronika Dirnhofer befasst sich in ihren Arbeiten mit Erinnerung und Gedächtnis. Was wird vergessen, was von anderen Inhalten überlagert und verdrängt, was verblasst mit der Zeit? An was erinnern wir uns individuell und was wird als Teil eines kollektiven Gedächtnisses erinnert und gespeichert? Der Aufbau der Arbeiten erfolgt daher beinahe skulptural. Die Künstlerin legt Ebenen frei, modelliert und betont andere, setzt an bestimmten Stellen Akzente und gewährt woanders Ein- und Durchblicke. Ihre Werke sind dabei selten statisch, sondern bleiben variabel, werden neu arrangiert, adaptiert und umgeschichtet. Manches verschwindet, anderes tritt an die Oberfläche.

Schmale Metallschienen und Holzleisten dienen als formale Hilfsmittel, um darauf weitere Objekte oder kleinere Arbeiten zu platzieren. Veronika Dirnhofer gelingt es so, Überlegungen und Themen, die sie im Moment vorrangig beschäftigen, hervorzuheben und das Werk dadurch in den jeweils aktuellen Zusammenhang zu stellen.

In ihrer jüngsten Werkserie setzt sich die Künstlerin mit dem Widerstand, dem Kampf um Gleichheit und Freiheit sowie dessen zeitgenössischen Ausprägungen auseinander. "Niemand hat das Recht zu gehorchen", lautet ein bekanntes Zitat von Hannah Arendt, das sich auch in Veronika Dirnhofers Arbeiten wieder findet. Hannah Arendt vertrat zudem die These, dass es für potentielle Freiheit in einer Gesellschaft unabdingbare Voraussetzung sei, die Perspektive des anderen einzunehmen. Veronika Dirnhofer geht in diesem Sinne der Frage nach, wo die Freiheit des einen beginnt und die des anderen endet. Sie lässt Stimmen zu Wort kommen und gibt Statements einen Raum, einen Raum, der es ermöglicht sich einem Thema oder einer Meinung anzunähern und sich assoziativ Zugänge zu eröffnen.

von Elsy Lahner

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