keep on cruising

Mathias Kloser
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Galerie Frey Wien

Über DIE Ausstellung

MIT GESCHICHTEN AUF REISEN

Mag. Lucia Täubler, Kunsthistorikerin

Nomade der Kunst

Ein Tupfer hier, ein Pinselstrich da. Betrachtet man die Arbeiten des Malers Mathias Kloser steht man im ersten Augenblick einem bunten Wirrwarr an Farben und Gebilden gegenüber. Schlagartig ändert sich dies, wenn – mit geschärften Blick – die Geschichte zu sehen ist, die der Künstler erzählt. Menschen, Maschinen und Landschaften tauchen auf und vermischen sich zu einer wirkungsvollen Stimmung.

Mathias Kloser ist Geschichtenerzähler. Er schöpft aus dem Vollen. Nicht nur was die Farbigkeit seiner Arbeiten betrifft. Er stellt unterschiedliche Materialien in den Vordergrund und alles scheint vom fotografischen Bild auszugehen: die Kamera ist seine ständige Begleiterin. Auf Reisen, mit Freunden, im ganz normalen Alltag; überall spielt die Kamera eine fixe Rolle, denn der nächste Augenblick könnte ein Element der nächsten Arbeit sein. Mathias Kloser schöpft aus einem ständig wachsenden Archiv seiner Fotografie, auf das er jederzeit zurückgreifen kann. Wie komplex dieses Archiv funktioniert, versucht Mathias Kloser zu beschreiben: „Mein Archiv ist wie ein Lebewesen, eine Seeanemone – das nach einer Interaktion neue Gruppierungen ermöglicht. Anhand von dem was hineingefüttert wird, gibt es einen Output. Die Resultate dieser Arbeiten – ich forme Menschen, Tiere, Bäume, Wesen – formen wiederum einen Teil des Archivs. Also erweitert sich dessen Potential mit jeder zusätzlichen Arbeit.“

Allerdings übernimmt Mathias Kloser die Fotos nicht einfach auf die Leinwände, sondern modifiziert, dreht und wendet sie, überarbeitet Farben und Konturen, stellt spitzfindige Collagen zusammen. Das Foto ist sein persönlicher Einstieg in eine neue Arbeit aus einer zurückliegenden Arbeit heraus. „Dieses endlose Teilen, wie Zellen, stößt schnell einmal an Grenzen: Zeit – Geld – Raum“, vergleicht der Künstler seinen Umgang mit Bildern, die er auf vielfache Weise nützt und erweitert.

Das Reisen ist ein Fixum in Mathias Klosers Lebenslauf. 1983 in Kamoto, Sambia geboren, wuchs er in Malawi auf, kam zum Studieren nach Wien an die Akademie der Bildenden Künste und lebt nun in verschiedenen Städten der Toskana. Ein Nomadendasein für, auf Grund und wegen des künstlerischen Schaffens also? Wahrscheinlich eine Lebenseinstellung, die den Künstler bereichert und seine Stilistik formt. Er selbst verbindet die topografischen Stationen seines Lebens und den künstlerischen Output nur peripher.

Fotografie in progress

Ein Foto, herausgepickt aus dem schieren Fotomaterial, das Mathias Kloser schon angesammelt hat: Ein Bison trottet auf einer Asphaltstraße, gefolgt von einer Autokolonne. Szenenwechsel in die Toskana: das Bison ist durch einen langsamen Ape, einen Dreirad-Laster ersetzt worden. Außer dieser kleinen Veränderung ist die Szene gleichgeblieben. Diese zwei Momentaufnahmen zeigen Klosers Zugang zum Material aus dem er schöpft und sie lassen den Betrachter verstehen, wieso eine Szene modifiziert auf einem anderen Bild auch zu sehen ist. Die Zeit in der das Foto aufgenommen wurde, spielt keine Rolle; ironischerweise kann ein lange zurückliegendes Element Hauptteil einer neuen Arbeit werden. Der ständige Wandel und das unendliche Werden einer Arbeit sind essentielle Gedanken des Künstlers.

Die kleine Geschichte steht stellvertretend für Mathias Klosers Arbeit, denn er selbst sieht sich in den Protagonisten verankert: „Wie das Bison, oder der Ape, mein Fortkommen ist langsam und nachdenklich.“

Keep on cruising
Keep it light
Keep it tight
Not confusing

Der längst nicht mehr aktuelle Song von Lucio Battisti verleiht der Ausstellung ihren Namen: keep on cruising. Leichtigkeit und pure Lebensfreude wird vermittelt. Gleichzeitig verschwimmt das gute-Laune-Feeling mit dem Gedanken ans Weiterkommen, ans Von-Vorne-Beginnen, an den ewigen Kreislauf in Mathias Klosers Arbeitsprozess.

Während die Farben für die Betrachtenden erst im Vordergrund stehen, – ihnen ins Auge springen – verlagert sich die Relevanz der Elemente nach und nach auf den Arbeitsprozess selbst. Die originäre Entstehung und fortwährende Entwicklung lassen den Zugang zu Mathias Klosers Arbeiten in neuem Licht erscheinen. Er möchte klare Geschichten erzählen. Die Welt rund um ihn sickert allmählich durch und formt eine ganz entscheidende Perspektive der Gegenwart.

Die Zitate stammen aus einem Interview per Email, 2013.

über den Künstler

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